Sonntag, 25. Mai 1986

Cinelli Riviera

Nach dem Ausfall des Puch Bergmeister war ich auf der Suche nach einem neuen Tourenrad. Das Simplon war aufgrund des kurzen Radstands und der fehlenden Ösen nicht geeignet für Touren mit Gepäck. Ein Kollege aus dem Radsportclub verkaufte mir damals seinen alten Cinelli Rahmen. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, was ich hier für ein Juwel um 500 Schilling erstanden hatte. Der weiße Rahmen mit den verchromten Muffen hatte einen langen Radstand und ließ sich ähnlich fahren wie das Puch Bergmeister. Die Mittelzubremsen von Weinmann waren in ihrer Bremsleistung noch schlechter als die Bremsen am Bergmeister. Trotzdem machte ich mich an die Arbeit und komplettierte den Rahmen, teils mit Teilen vom Bergmeister, teils mit extra gekauften Teilen. Die Ofmega Kurbelgarnitur wurde bald gegen eine Shimano 105 Kurbelgarnitur (mit Bio-Pace-Kettenblättern) ausgetauscht. Für Bergfahrten wurde hinten ein 6-fach Kranz mit 14-28 Zähnen, sowie der Dura-Ace-Lenker montiert. Das Campagnolo Gran-Sport Schaltwerk war mit dieser Kombi überfordert und ich musste lange herumtüfteln, bis ich alle Gänge ohne großes Kettenrasseln schalten konnte. Gepäckträger montiert und los ging's. Unsere größte Radtour stand bevor: 1988 fuhren wir von Österreich bis an die Cote d'Azur. Insgesamt 20 Alpenpässe standen auf dem Programm, von den berühmten Dolomitenpässen, Simplon, Großer und Kleiner St.Bernhard und natürlich die Route des Grande Alpes mit berühmten Pässen wie Iseran, Galibier, Telegraphe, Izoard und Bonette. 14 Tage waren wir unterwegs, ein Abenteuer der Sonderklasse. Das Fahrrad hielt durch, jedoch die Abfahrten waren wie immer eine Katastrophe. In Nizza kaufte ich schließlich CLB Bremsen, die ich daheim noch etwas modifizierte, um eine bessere Bremsleistung zu erreichen. Zurück von der Cote d'Azur ging's mit der Bahn. Leider kamen unsere Fahrräder 14 Tage später an und waren stark in Mitleidenschaft gezogen. Da der Lack teilweise bis aufs Rohe abgekratzt war, wurden unsere Räder neu lackiert. Weg war natürlich das schöne Rahmendekor. Eine Zeit lang prangten moderne Cinelli Aufkleber am Rohr, erst vor wenigen Wochen wurden wieder alte Rahmenaufkleber, die ich im Internet erstanden hatte, aufgeklebt. Die Kurbelgarnitur wurde mittlerweile auch durch eine alte Campagnolo Gran-Sport ersetzt, ein Brooks Ledersattel, sowie ein gerader Lenker montiert. Bei den Bremsen machte ich Zugeständnisse an die Sicherheit: Obwohl originale Weinmann Mittelzugbremsen in meiner Teilekiste liegen, habe ich mich dazu entschieden, moderne Shimano Bremsen zu montieren. Sicherheit geht bei mir eindeutig vor Originalität. Bestückt mit Schutzblechen und breiten Reifen ist das Rad ein alltagstaugliches Rad, mit dem ich auch einen gemütlichen Familienausflug unternehmen kann.

Cinelli Riviera nach dem 1. Aufbau



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