Nach dem Ausfall des Puch Bergmeister war ich auf der Suche nach einem
neuen Tourenrad. Das Simplon war aufgrund des kurzen Radstands und der
fehlenden Ösen nicht geeignet für Touren mit Gepäck. Ein Kollege aus dem
Radsportclub verkaufte mir damals seinen alten Cinelli Rahmen. Zu diesem
Zeitpunkt wusste ich nicht, was ich hier für ein Juwel um 500 Schilling
erstanden hatte. Der weiße Rahmen mit den verchromten Muffen hatte einen langen
Radstand und ließ sich ähnlich fahren wie das Puch Bergmeister. Die
Mittelzubremsen von Weinmann waren in ihrer Bremsleistung noch schlechter als
die Bremsen am Bergmeister. Trotzdem machte ich mich an die Arbeit und
komplettierte den Rahmen, teils mit Teilen vom Bergmeister, teils mit extra
gekauften Teilen. Die Ofmega Kurbelgarnitur wurde bald gegen eine Shimano 105
Kurbelgarnitur (mit Bio-Pace-Kettenblättern) ausgetauscht. Für Bergfahrten
wurde hinten ein 6-fach Kranz mit 14-28 Zähnen, sowie der Dura-Ace-Lenker
montiert. Das Campagnolo Gran-Sport Schaltwerk war mit dieser Kombi überfordert
und ich musste lange herumtüfteln, bis ich alle Gänge ohne großes Kettenrasseln
schalten konnte. Gepäckträger montiert und los ging's. Unsere größte Radtour
stand bevor: 1988 fuhren wir von Österreich bis an die Cote d'Azur. Insgesamt
20 Alpenpässe standen auf dem Programm, von den berühmten Dolomitenpässen,
Simplon, Großer und Kleiner St.Bernhard und natürlich die Route des Grande
Alpes mit berühmten Pässen wie Iseran, Galibier, Telegraphe, Izoard und
Bonette. 14 Tage waren wir unterwegs, ein Abenteuer der Sonderklasse. Das
Fahrrad hielt durch, jedoch die Abfahrten waren wie immer eine Katastrophe. In
Nizza kaufte ich schließlich CLB Bremsen, die ich daheim noch etwas
modifizierte, um eine bessere Bremsleistung zu erreichen. Zurück von der Cote
d'Azur ging's mit der Bahn. Leider kamen unsere Fahrräder 14 Tage später an und
waren stark in Mitleidenschaft gezogen. Da der Lack teilweise bis aufs Rohe
abgekratzt war, wurden unsere Räder neu lackiert. Weg war natürlich das schöne
Rahmendekor. Eine Zeit lang prangten moderne Cinelli Aufkleber am Rohr, erst
vor wenigen Wochen wurden wieder alte Rahmenaufkleber, die ich im Internet
erstanden hatte, aufgeklebt. Die Kurbelgarnitur wurde mittlerweile auch durch
eine alte Campagnolo Gran-Sport ersetzt, ein Brooks Ledersattel, sowie ein
gerader Lenker montiert. Bei den Bremsen machte ich Zugeständnisse an die
Sicherheit: Obwohl originale Weinmann Mittelzugbremsen in meiner Teilekiste
liegen, habe ich mich dazu entschieden, moderne Shimano Bremsen zu montieren.
Sicherheit geht bei mir eindeutig vor Originalität. Bestückt mit Schutzblechen
und breiten Reifen ist das Rad ein alltagstaugliches Rad, mit dem ich auch
einen gemütlichen Familienausflug unternehmen kann.
Cinelli Riviera nach dem 1. Aufbau |
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