Dienstag, 31. Mai 2016

Der Rahmen


Der Rahmen ist sozusagen das Herzstück jedes Fahrrads. Der Rahmen ist tragendes Element, auf ihm sind alle anderen Anbauteile befestigt. An der Grundform hat sich in den letzten 100 Jahren kaum etwas geändert. Der so genannte Diamantrahmen bildet das Grundgerüst für die meisten Rennräder. Bei diesem Rahmen bilden Oberrohr, Sattelrohr und Unterrohr ein Dreieck. Bei Damenrädern ist das Oberrohr nach unten gezogen, um einen besseren Einstieg zu gewährleisten. In den 80er Jahren wurden auch so genannte "Mixte-Rahmen" angeboten, bei denen anstatt des Oberrohrs zwei dünnere Rohre seitlich am Sattelrohr vorbeigeführt wurden. Bei Radsport sind allerdings ausschließlich Diamantrahmen zugelassen.

Ein Fahrradrahmen besteht entsprechend der von ihm zu erfüllenden Funktionen aus folgenden Hauptbestandteilen:
  • dem Sattelrohr, das die Sattelstütze und abschließend den Fahrradsattel trägt;
  • dem Steuerrohr, das über den Steuersatz die Fahrradgabel aufnimmt, die das Vorderrad „führt“; den Sattel- und Steuerrohr verbindenden Rohren Oberrohr (fehlt bei manchen Konstruktionen) und Unterrohr
  • dem Hinterbau, in dem das Hinterrad befestigt ist (bei gefedertem Hinterrad wird der bewegliche Hinterbau nicht als Teil des Rahmens angesehen);
  • dem Tretlagergehäuse (meist an der geschweißten oder gelöteten Verbindungsstelle zwischen Unterrohr, Sattelrohr und den unteren Streben des Hinterbaus („Kettenstreben“)) zur Aufnahme des Innenlagers;
  • und einigen kleineren, ebenfalls angeschweißten oder angelöteten Befestigungsteilen (zum Beispiel für Gepäckträger, Verkleidungen, Schutzblech, Kabel, Trinkflasche, Luftpumpe).

Bereits in den 30er Jahren hatten waren Rennräder in ihrer Grundform den heutigen Rennrädern sehr ähnlich.  Der Radstand war in der Regel etwas länger und auch die verwendeten Rohre waren schwerer. Nach dem Krieg wurden vermehrt Chrom-Molybdän-Rohre im Rennrahmenbau verwendet. Die bekanntesten Rahmenrohre stammen von Reynolds und Columbus. Während britische, niederländische und französische Rennradhersteller ihrer Rahmen hauptsächlich aus Reynoldsrohren fertigten, verwendeten italienische Hersteller fast ausnahmslos Columbus-Rohre. Auch einige österreichische Hersteller wie Puch und Simplon vertrauten auf die Qualität der britischen Reynolds-Rohre. Von den japanischen Herstellern, aber auch von einigen europäischen Herstellern wurden auch gerne die japanischen Tange-Rohre verwendet.

Günstige Rennräder und Sporträder verzichten auf leichte Chrom-Molybdän-Legierungen und sind in der Regel aus etwas schwereren Rohren aufgebaut.

Stahlrohre haben den Vorteil, dass sie leicht zu verarbeiten sind, eine gewisse Elastizität aufweisen, relativ unempfindlich gegenüber Stößen sind und lange haltbar sind. Viele Stahlrahmen, vor allem die Rahmen von Waffenrädern,  sind beinahe 100 Jahre im Einsatz. Auch Rennrahmen aus den 50er und 60er Jahren können heute noch problemlos gefahren werden. Stahl ist leider nicht rostfrei. Daher müssen die Rohre behandelt werden. Extrem hochwertige Rennrahmen sind komplett oder teilweise verchromt. Die meisten Rahmen sind allerdings durch eine Mehrschicht-Lackierung geschützt.
Viele Rennrahmen haben eine Kombination aus beiden: während die Hauptrohre lackiert sind, sind oft Hinterbau, Ausfallenden, Gabel oder Kettenstreben verchromt.

Die Kombination von Chrom und hochwertiger Lackierung gefällt mir am besten, bei italienischen Marken, wie z.B. Cinelli ist die Ausführung sehr edel gemacht.   Bis in die 70er Jahre wurden die meisten Anbauteile (Umwerfer, Schalthebel, Seilanschläge, Flaschenhalter,...) mit Schellen befestigt. In den 80er Jahren ging man dazu über, Anlötteile am Rahmen anzulöten, die Anbauteile tragen. Galt eine Schellenbefestigung Ende der 80er Jahre eher als unmodern, so sind glänzende Chromschellen, die Schalthebel oder Werfer tragen heute ein Stilmerkmal für schicke Stahlrenner.

  • klassischer Diamantrahmen von KTM aus den 80er Jahren mit senkrechten Ausfallenden

    vollverchhromter Stahlrahmen mit Velato-Lackierung von Vetta

    Schalthebel mit Schellenbefestigung
    senkrechte Ausfallenden
    Campagnolo Schaltheben mit Schellenbefestigung
    Cinelli Rahmendekor aus den 50er Jahren
    verchromte Muffe
    hochwertig ausgeführte Sattelklemmung beim Cinnelli Supercorsa
    Schalthebelbefestigung am Anlötteil, verchromte Gabel von Simplon
    spezieller Zeitfahrrahmen von Cinelli

    Rahmenaufkleber weist auf die Verwendung von Columbus SLX-Rohren hin

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