Bei
klassischen Puch Rennrädern fällt einem zuerst das Ultima ein, dann
Klassiker wie das Vent Noir, das Royal Force, Superleicht, Inter 10,
Marco Polo und die diversen Mistral-Varianten von A bis SLE.
Aber
das Puch Replica? Ich kann mich noch erinnern an den Puch - Katalog:
damals rangierte das Replica in der Hierarchie gleich nach dem Ultima
und Superleicht. Aber selbst in meiner aktiven Zeit sah ich nie eines
auf der Strasse. Vielleicht lag es am unglücklichen Namen, an der
unspektakulären Lackierung, der damals schon etwas in die Jahre
gekommenen Gran-Sport-Ausstattugn oder schlichtweg am Preis: 15.000
Schillinge waren nicht gerade günstig für ein Fahrrad mit einer relativ
unmodernen Ausstattungsgruppe. Aber gerade die Campagnolo Gran Sport hat
es mir angetan. Auf meinen Cinelli Riviera ist eine Gran Sport
Schaltgruppe und eine Kurbelgarnitur montiert. Das Zeug funktioniert
auch nach 50 Jahren noch wie am ersten Tag. Und das ist wahrscheinlich
auch das Speziell an diesen Komponenten: Die Campagnolo Gran Sport
Komponenten wurden nicht auf Leichtbau getrimmt. Sie sind einfach
aufgebaut, leicht zu warten und robust. Leicht sind sie nicht, da viele
Teile aus Stahl sind und sie wirken vom Design her etwas hausbacken und
grobschlachtig.
Trotzdem
hat mich das Rad, das im Internet angeboten wurde, gereizt. Auf den
Bildern wirkte es schon ein wenig verwahrlost und verbastelt - beim
Zerlegen gab es noch einige böse Überraschungen. Das Rad wurde offenbar
wenig gefahren, aber es wurden sehr viele Reparaturen unfachmännisch
durchgeführt. Schrauben, die man fest anziehen soll, ließen sich ohne
Werkzeug mit der Hand herausdrehen, Schrauben, die man mit etwas Gefühl
anziehen soll, waren derart angeknallt, dass ich sie teilweise ausbohren
musste. Die Laufräder waren schlecht zentriert und total verspannt,
einige Speichen waren nicht gekreuzt. Tretlager und Steuersatz waren so
fest angezogen, dass sie sich nur schwer drehten. Lenker, Sattelstütze,
Pedale und Laufräder waren irgendwann mal getauscht worden und nicht
wirklich passend. Als Sattelstütze war eine 40cm lange
Mountain-Bike-Sattelstütze verbaut, die fest im Rohr steckte.
Das
Rad wurde erstmal komplett zerlegt, alle Lager gereinigt, neu gefettet
und eingestellt. Passende Laufräder, ein passender Lenker, Sattelstütze
und Campagnolo Gran Sport Bremsgriffe wurden besorgt und montiert.
Die
Seilführung am Oberrohr war vom Vorbesitzer einfach aufgezwickt worden,
sie wurde wieder zurechtgebogen und die Spalten mit Flüssigmetall
versiegelt.
Auch
wurden sämtliche Seile erneuert, die Kette gereinigt und geschmiert und
neue Bremsklötze montiert. Einzig und allein am Rahmen wurden keine
grösseren Veränderungen vergenommen. Da der Rahmen komplett verchromt
ist, waren keine Rostschäden vorhanden. Der Lack wurde von mir so
belassen, wie er war, Scheuerstellen und Kratzer wurden nicht
ausgebessert. Es erfolgte lediglich eine Reinigung und Politur des
Rahmens und der wneigen Chromstellen.
Das
Rad sieht nun aus, wie ein 40 Jahre altes Rad. Ich wollte es nicht
überrestaurieren, wichtig ist mir ein technisch einwandfreier Zustand
mit gut laufenden Lagern, einer funktionierenden Schaltung und
zuverlässigen Bremsen.
Nach
zwei Wochen ist es nun fertig - es sieht fast aus wie im Katalog - und
es fährt sich wie am ersten Tag. Die Lager laufen geschmeidig, die
Schaltung funktioniert problemlos und die Bremsen ziehen gut und
gleichmässig.
Ein unspektakuläres, aber hochwertiges und robustets Rad, das
wahrscheinlich noch einmal 40 Jahre ohne grössere Probleme überdauert...
Puch Replica, Rahmenhöhe 57cm, Reynolds 531, Campagnolo Gran Sport |
Campagnolo Gran Sport Schalthebel, am Gabelkopf und an exponierten Stellen sieht man Chrom |
Campagnolo Gran Sport Kurbel 53/42 |
Die Gran Sport Schaltung wirkt antik und hausbacken, ist aber nahezu unverwüstlich |
Gran Sport Bremszangen |
Puch Steuerkopfschild |
ein Brooks Sattel ist besser als der originale Sattel |
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